Helmut Eichholzer
berichtet:
Wendepunkt am Limit… nur, wo ist das Limit und wer
erkennt es??? Ende Juni habe ich mich entschlossen, bei
diesem interessanten Bewerb dabei zu sein. Die Aufgabe:
vom Start/Ziel an der Hochriesbahn Talstation zählt der
am weitest entfernte Punkt und zurück. Nur gehend oder
fliegend, also ohne jegliche Hilfsmittel. Kontrolle via
GPS. Etwas Erfahrung und eine gute Ausrüstung von Red
Bull X-Alps waren vorhanden. So hat sich der
organisatorische Aufwand in Grenzen gehalten. Ein
bisschen desorientiert ging´s dann am Freitagabend zum
Briefing, bin ich doch erst kurz vor der Abreise drauf
gekommen, dass es nicht vom Hochfelln sondern vom ganz
wo anders gelegenen Hochries losgeht... Nach Erklärung
der verschiedenen, möglichen Varianten durch einige
Locals und anschließender Diskussion über Wind, Wetter
und Routen entschieden sich die gesamten
österreichischen Teilnehmer Richtung „Heimat“ zu ziehen.
Die deutsche Abordnung wählte den weg gen Westen um am
2. Tag mit dem vorhergesagten Westwind und besseren
Flugbedingungen locker zurückfliegen zu können. Die
dritte, im nachhinein schlauste Variante, mit Wind
Richtung Osten, nahmen nur wenige in Anspruch. So zog
unsere lustige Truppe bestehend aus den „Kössnern“
(Tami, Schorsch und Peter) Adi Geisegger aus Innsbruck,
Martin Silagy aus der Steiermark und mir los. Den Plan
gleich vom Hochries zu starten mussten wir schnell
einstampfen. Regen und Wind bescherten uns einen Abstieg
ins Sachrangertal, wo wir uns dann trennten. Die Kössner
wanderten durch das Dalsental nach Kössen. Wir
entschieden uns Richtung Geigelstein zu gehen. Auch das
Wetter besserte sich zunehmend. Wir legten einen Zahn zu
um noch vor dem Abend in die Luft zu kommen. Ober der
Prienerhütte fanden wir dann in einer Scharte südlich
vom Geigelstein einen brauchbaren Startplatz. Nach ca.
200m aufdrehen in schwacher Thermik gab’s einen
gemütlichen Gleitflug nach Kössen. Die Füße baumelnd,
relativ schnell Kilometer zurückzulegen ist bei einem
Bewerb dieser Art das Größte! Bei guten Flugbedingungen
wären hier 200km Luftlinie machbar. Wir waren nun schon
ca. 9h unterwegs. Leider konnten mir meine Begleiter
nicht folgen und so hastete ich alleine auf das
Unterberghorn bei Kössen um die letzte Thermik zu
erwischen. Ich konnte nach St Johann in Tirol fliegen
von wo aus ich weiter nach Fieberbrunn ging. Bei 39km
Luftlinie zum Ziel erkannte ich „mein Limit“ und
wendete. Nach einholen des Wetterberichtes war klar dass
der Weg zu einer guten Platzierung nur per pedes möglich
war. Zu hoch schien das Risiko auf einen Berg zu
stapfen, zu warten und am nächsten Tag mangels guter
Flugbedingungen das Ziel nicht mehr zu erreichen. Zudem
saß mir der starke, zweimalig zweite Geisegger im
Nacken. Telefonisch erzählte ich ihm wo mein Wendepunkt
lag. Das „Eigentor“ erkennend fügte ich noch hinzu dass
es genau 38km Luftlinie vom Start weg waren. Einige
Stunden später lies mich Geisegger dann wissen, bei 38,5
km umgedreht zu haben… wer zuletzt lacht… Sorry Adi! Der
Rückweg brachte keine Überraschung mehr, er war einfach
nur hart. Mit Martin Silagy, der früher umgedreht hatte
und den ich einholen konnte ging´s Richtung Kössen
zurück. Von 1h bis 6h legten wir uns schlafen. Martins
Betreuer brachten uns Schlafsäcke. Danke Klaus und
Martin! Via Kössen, Schleching, dem Dalsental und
Hohenaschau führte uns der weg zurück in´s Ziel. 16h30…
geschafft! Mit Platz drei für Martin und den
unerwarteten Sieg für mich waren wir Leidensgenossen
sehr zufrieden. Zu zweit läuft es sich einfach besser…!
Schlau war auch die Leistung des Zweitplatzierten… mit
dem Wind ins Flachland und zu Fuß zurück… er verfehlte
nur knapp den Sieg.
Eckdaten:
Im Aufstieg ca. 3900Hm
Im Abstieg ca. 1600Hm
Gesamtstrecke zu Fuß ca. 90 km
Flugstrecke ca. 24 km
Gesamter Track ca. 114 km in 32.5 Stunden (ca. 5,5h
Pause)
Helmut Eichholzer - Kuchl 10.07.2007
H.-P.
Das waren meine 33h Stunden crossalps.
Um es vorweg zu nehmen: es war trotz der Strapazen und
einer sehr grossen Reststrecke, die mich einen besseren
Platz kostete (wurde "nur" 18.) ein tolles Ereignis und
ein sehr intensives Erlebnis.
Hier nun "meine" crossalps:
aufgrund der Windvorhersage für beide Tage (recht
lebhafter Westwind) enschloss ich mich - ebenso wie ein
Großteil der Teilnehmer - zuerst Richtung Westen zu
laufen und dann zu versuchen, am Sonntag wieder fliegend
zum Ausgangspunkt, das Liftstüberl an der Hochries, zu
kommen. Da mein Ziel und Wendepunkt der Wallberg war,
ging ich gemeinsam mit einem Tandemteam zu Fuss von der
Hochries über Brannenburg hoch auf den Wendelstein, da
dieser direkter in Richtung meines geplanten
Wendepunktes - dem Wallberg - lag als die Alternative
Vogelsang. Allerdings wusste ich nicht genau, wo man
dort oben starten kann. Nach langer Suche fand ich eine
Stelle, die breit genug war, um wenigstens einen
Solo-Schirm auszulegen. Nachdem der Wind perfekt passte,
startete ich und landete nach einem etwas verlängerten
Gleitflug kurz vor Aurach. Es war zwar kein allzu langer
Flug, aber auf jeden Fall war ich froh, dass ich
überhaupt fliegen konnte und nicht wieder zu Fuß runter
musste. Eine Zeitlang glaubte ich nämlich fast nicht
mehr dran....
Danach ging's zu Fuss weiter über Aurach und Neuhaus
hoch zur Bodenschneid, von der aus ich noch bis nach
Rottach-Egern abgleiten wollte, um dort meinen
Wendepunkt zu setzen. Diese erreichte ich allerdings
erst kurz nach 21 Uhr bei perfekten Startbedingungen.
Mir kamen jedoch Zweifel, ob ich es schaffen würde, noch
vor der "offiziellen" Sonnenuntergangszeit wieder am
Boden in Rottach zu stehen. Ich wollte nicht durch einen
Regelverstoß das Resultat meiner Tagesetappe zu nichte
machen und ausserdem auch nicht die gesamte Höhe durch
ein paar Steilspiralen vernichten. Deshalb beschloss
ich, wieder zurück bis zum Bodenschneidhaus zu gehen, um
mich dort zu stärken und dort zu übernachten. Und den
Flug hinunter zum Landeplatz am Wallberg würde ich dann
am nächsten Morgen machen.
Am nächsten Morgen stieg ich also nach dem Frühstück
nochmals hinauf zur Bodenschneid und fand dort erneut
perfekte Bedingungen vor. Da die Wind- und
Thermikprognose für den Rückflug vom Wallberg ins Inntal
vielversprechend war, entschied ich mich, von der
Bodenschneid in Richtung Wallberg zu fliegen und diesen
dann hoch zulaufen. Diese Strategie erlaubte es mir
auch, meinen Wendepunkt noch weiter westlich setzen zu
können. Und bei einigermassen guten Bedingungen hätte
ich dann am Wallberg überhöht und wäre mit gut Höhe
wieder über die Bodenschneid zurück ins Inntal geflogen.
So der Plan.
Nach der Landung in Rottach ging's dann - aufgrund des
noch recht guten Wetters - hoch motiviert zu Fuß auf den
Wallberg zur Alm und dort erwarteten mich neben
zahlreicher Streckenjägern auch auch schon die ersten
Abschattungen und dunklen Wolken. Allerdings machte es
dann nochmals auf und ich entschied mich zu starten.
Allerdings war der Westwind stärker als gedacht und von
Thermik fast keine Spur. Schon jetzt war mir klar, der
Plan wird nicht funktionieren, vom Wallberg über die
Bodenschneid zurück bis ins Inntal zu fliegen.
Also glitt ich wenigstens rüber zur Bodenschneid und
landete unten im Tal. Recht frustriert packte ich meine
Sachen, da mir klar war, dass ich mich ordentlich
verzockt habe. Aber nach ein paar Minuten Frust kam dann
der Kampfeswillen wieder zurück und ich machte mich zu
Fuß auf den Rückweg nach Neuhaus, um wenigstens auf
diese Weise noch ein paar Punkte zu ergattern. Also
marschierte ich bei leichtem Regen wieder zurück.
Auf halber Strecke blickte ich dann nochmals hoch zur
Bodenschneid und sah, dass der Himmel inzwischen wieder
wolkenfrei und blau war und die Sonne wieder richtig gut
brannte. Da ich keinen Bock mehr hatte, einfach in der
Ebene zu laufen, sondern noch fliegen wollte, war die
letzte Gelegenheit für mich, um nochmals in die Luft zu
kommen, ein weiteres mal auf die Bodenschneid hoch und
nochmals zu starten. Obwohl das sehr schweisstreibend
und anstrengend werden würde, machte ich mich dennoch
auf den Weg nach oben und begab mich ein letztes mal in
die Luft. Bei gutem Westwind und etwas
Thermikunterstützung gelang es mir, nördlich um die
Bodenschneid rumzukommen und mich über Neuhaus bis fast
nach Auchrach wieder zurückzuschummeln. Dort war dann
leider Endstation. Nach dem Zusammenpacken blieben mir
bis zum offiziellen Wertungsende noch 25 Minuten, die
mir zur Reduzierung meiner Reststrecke noch blieben. In
diesen 25 Minuten lief ich dann noch mit meinen letzten
Reserven und erreichte zum Wertungsschluss völlig
erschöpft das Gasthaus Post in Aurach-Hammer, wo ich mit
einer Cola und zwei Radlern meine persönliche Crossalps begossen
habe.
Wenig später wurde ich dann von zwei netten Damen des
Rückholdienstes abgeholt und war froh, dass ich den
schweren Packsack für die nächsten Tage nicht mehr
schleppen muss.
Leider machte mir die Wettersituation am Wallberg einen
Strich durch die Rechnung und somit ging meine Taktik
nicht auf, fliegend zumindest das Inntal wieder zu
erreichen. Denn mit einem Wendepunkt von 36,5km wäre ich
am Ende ganz gut dabei gewesen.... Somit reichte es für
die Crossalps-Wertung "nur" zu einem Platz im
Mittelfeld, aber für mich persönlich war es ein
wirkliches Highlight meiner bisherigen Fliegerkarriere.
Ganz autark über die Berge, ohne am Morgen zu wissen, wo
man abends landen und übernachten wird. Einfach
herrlich!
Bin das nächste Mal sicherlich wieder dabei und werde
aufgrund des tollen Erlebnisses sicher noch öfters mit
Schirm und Bergschuhen losziehen und schauen, wohin der
Wind und die Motivation mich treiben.
H.-P.